Neptuns Rache

Ein Pferd unter Wasser, im tiefen und blauen ritt,

auf dem Rücken zwei Menschen sich klammernd,

der eine warst du und auch ich trieb mit.

Wissend um des lieben Atems Not beide jammernd,

galoppierte der Hengst in wildestem Schritt.

 

Ein Blick nach oben unter Wasser, dorthin wo der Himmel scheint,

was sieht man über spiegelnder Fläche Runen,

dort wo die Wolken ziehen, Menschen lachen und der Himmel weint,

füllend des Pferdes Freiheitsrevier,

dort oben, von hier

ganz verworren, steht ein Brunnen.

 

An diesem steinernen Lebensspender unterhielten sich zwei Greise,

über dies und das und irgendwas und

während ein Augenpaar wandert über spiegelndes Blau dahin,

kommt es einem Alten in den Sinn,

gesehen zu haben, was er geglaubt geträumt,

eiligst herbeigerufene Menschenschar.

Die Stimme laut, die Laune überschäumt –

es ist wahr.

 

Ein Pferd unter Wasser, tragend zwei Reiter,

keine Trübung, keine Welle,

sie kommen nicht weiter, trotz wildem Gereit bleiben sie auf der Stelle

als wären gebunden sie an finstern Fluch,

den einst Herr des Meeres Gott Neptun erschuf.

 

Wie soll man nun helfen, was kann man denn tun?

Fragen umkreisen die staunende Schar immerzu.

Wollen wir es wagen, wollen wir es tun,

Neptun zu wecken, aus seiner heiligen Ruh?

Wir müssen ihn holen, das ist gewiß der richtige Weg,

gefunden ist einer, der weiß wie es geht.

 

Mit Kanone und Gewehr, schießen sie ins Meer,

dass es selbst den Schlafensten muss wecken. Dann für einen Moment – es war ganz leise,

kein Windhauch, nur eine liebliche Weise,

die Menschen starrten wie gebannt,

als auftauchte im Tanggewand

der Herr des Meeres.

 

„Warum stört ihr meine heilige Ruh?”,

erzürnte Worte gegen alle,

„Niemals lasse ich dich zu,

nun sitzt ihr in der Falle.”

Und als er das gesagt,

es regnete von Tag zu Tag.

 

Die Felder schwammen, tauchten unter,

die Häuser und der ganze Ort,

waren plötzlich fort.

Wenn du einmal am Brunnen stehst und blickst tief hinab,

dann siehst du ein Pferd mit zwei Reitern,

galoppierend durch eine versunkene Stadt,

die einst wurde der Friedensstörer Grab.

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